Der Feigenbaum im Weinberg

In Lukas 13,6-9 gebraucht Jesus ein Gleichnis, bei dem es sich um den Besitzer eines Weinbergs handelt, der dort einen Feigenbaum pflanzte und von diesem Frucht erwartete.
Über einen Zeitraum von drei Jahren stellte er fest, dass dieser keine Frucht brachte und deshalb den Weingärtner bat, den Baum zu fällen. Daraufhin erwiderte der Weingärtner noch ein weiteres Jahr zur Fruchtentwicklung abzuwarten, während er ihn umgraben und düngen würde.
 
Lukas 13,6-9:
6 Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine.
7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, ich bin nun drei Jahre lang gekommen und habe Frucht gesucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft?
8 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn grabe und ihn dünge; 9 vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.
 
Da Jesus die Sprache der Gleichnisse verwendete, um die Weisheit Gottes und die darin enthaltene offenbarende Wahrheit zu verhüllen, wird deutlich, dass es wichtig ist, nahe am Herzen Gottes zu sein, um die Geheimnisse in Form von Weisheit und Erkenntnis in Christus zu erkennen (Matthäus 13,10-13 i.V.m. Kolosser 2,2-3).
 
Matthäus 13,10-13:
10 Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen?
11 Er antwortete und sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreichs zu verstehen, diesen aber ist es nicht gegeben.
12 Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen, was er hat.
13 Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen. Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es nicht.
 
Kolosser 2,2-3:
… 2 damit ihre Herzen gestärkt und zusammengefügt werden in der Liebe und zu allem Reichtum an Gewissheit und Verständnis, zu erkennen das Geheimnis Gottes, das Christus ist, 3 in welchem verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis.
 
Anhand des o.g. Gleichnisses ist zu erkennen, dass es um die Phase von bereits drei abgelaufenen Jahren geht, bei der der Fokus auf dem vierten Jahr liegt. Bei dem vierten Jahr handelt es sich um ein Jahr der Bereitschaft für das Wirken des Heiligen Geistes, um das bereits Gelernte aus den Phasen der Herausforderung bzw. des feindlichen Widerstands anzuwenden.
 
Die Feinde Gottes als Dünger
 
Es heißt unter anderem in Psalm 83,10-11, dass der HERR seine Feinde, in diesem Fall Midian und Sisera zu Dünger auf dem Acker machte, was bedeutet, dass uns als sein Volk alles zum Besten dienen muss (vgl. Römer 8,28).
 
Psalm 83,10-11:
10 Mach es mit ihnen wie mit Midian, wie mit Sisera, mit Jabin am Bach Kischon, 11 die vertilgt wurden bei En-Dor und wurden zu Mist (Anm.: Dünger) auf dem Acker.
 
Römer 8,28:
28 Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.
 
Daraus wird deutlich, dass das Eingreifen von Jesus Christus in Form des Weingärtners zu einer Intensivierung des Geistes führt, der uns dabei hilft, das Gelernte aus den erlebten Angriffen des Feindes in der Vergangenheit in dieser Zeit anzuwenden. Das hat eine gesunde Fruchtentwicklung zur Folge.
 
Wenn man den Feigenbaum in einem prophetischen Kontext betrachtet, kann dieser mit dem Wandel in einer biblischen (Anm.: hebräischen) Denkweise verknüpft sein, weil der Feigenbaum unter anderem eine Repräsentation für das Volk Israel und einer der wichtigsten Fruchtbäume in Israel ist.
 
Kurz erklärt, ist die hebräische Denkweise eine biblische Denkweise, bei der es nicht buchstäblich erforderlich ist, jüdisch zu sein, um in solch einer Einstellung zu leben.
 
Aus Römer 12,2 können wir entnehmen, „dass wir uns nicht dieser Welt angleichen sollen, sondern uns durch die Erneuerung unseres Sinnes ändern, damit wir prüfen können, was der Wille Gottes ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.”
 
Somit ist eine hebräische/biblische Denkweise der Verstand einer Person, der durch die Wahrheit Gottes umgewandelt wurde.
 
Um zurück auf den Feigenbaum zu kommen, bringt dieser dreimal im Jahr Frucht und zwar zu den Zeiten der von Gott angeordneten biblischen Feste: Pessach, Schawuot, Sukkot (vgl. 2.Mose 23,14-17), wobei die Feigen im Frühjahr ungenießbar und auf den Opfertod Jesu zur Pessachzeit hinweisen.
 
Es ist kein Zufall, dass der Feigenbaum indirekt im Schöpfungsbericht mit Namen erwähnt ist (vgl. 1.Mose 3,7-8).
 
1.Mose 3,7-8:
7 Da wurden ihnen beiden die Augen aufgetan und sie wurden gewahr, dass sie nackt waren, und flochten Feigenblätter zusammen und machten sich Schurze.
8 Und sie hörten Gott den HERRN, wie er im Garten ging, als der Tag kühl geworden war. Und Adam versteckte sich mit seiner Frau vor dem Angesicht Gottes des HERRN unter den Bäumen im Garten.
 
Man kann davon ausgehen, dass Adam und Eva beim Sündenfall in der Nähe des Feigenbaums bzw. sogar unter dem Feigenbaum standen, um seine Blätter zur Bedeckung ihrer Nacktheit zu benutzen und sich möglicherweise auch hinter ihm vor Gott zu verstecken.
 
Gott sagte, dass Adam und Eva von allen Bäumen des Gartens essen durften, außer vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, der im Zentrum des Gartens stand (vgl. 1.Mose 2,9.16-17).
 
1.Mose 2,9.16-17:
9 Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. …
16 Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, 17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
 
Somit wird deutlich, dass Gott den Feigenbaum von den anderen Bäumen im Garten absonderte bzw. hervorhob, so dass dieser die Stellung eines auserwählten Baums erhielt, indem dieser im Zentrum des Gartens stand.
Auf ähnliche Weise hat Gott sein Volk Israel und deren Hauptstadt Jerusalem aus allen Völkern der Erde als sein besonderes Eigentum auserwählt und in das Zentrum inmitten der Völker der Erde gesetzt (vgl. 5.Mose 7,6-7 i.V.m. Hesekiel 5,5).
 
5.Mose 7,6-7:
6 Denn du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind.
7 Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, …
 
Hesekiel 5,5:
5 So spricht Gott der HERR: Das ist Jerusalem, das ich mitten unter die Heiden gesetzt habe und unter die Länder ringsumher!
 
Es war der Feigenbaum, der zur Prüfung für Adam und Eva wurde, nämlich sich der Weisung Gottes zu fügen, um in einer reinen Beziehung gemeinsam mit Gott zu leben oder sich seiner Weisung entgegenzustellen und aus der unmittelbaren Nähe von Gott entfernt zu sein.
 
Diese Erklärung macht außerdem deutlich, dass Gott uns als Gläubige herausfordert, uns zu entscheiden, auf erlöste Weise mit einer biblischen-hebräischen Denkweise voranzugehen und darin zu leben.
 
Bäume, die an Wasser gepflanzt sind
 
Da wir als Heilige Bäumen gleichkommen, die am Wasser gepflanzt sind (vgl. Psalm 1,1-3), wird deutlich, dass es von hoher Bedeutung ist im Zentrum der Liebe Gottes, die durch den Weinberg repräsentiert wird, positioniert zu sein und zugleich nahe am Weinstock, der Christus ist, gepflanzt sind. Das hat zur Folge, dass Jesus uns spiralförmig ummanteln kann, was unter anderem seine liebende Gegenwart umfasst (vgl. Johannes 15,1-8).
 
Psalm 1,1-3:
1 Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, wo die Spötter sitzen, 2 sondern hat Lust am Gesetz (Anm.: Thora) des HERRN und sinnt über seinem Gesetz Tag und Nacht!
3 Der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.
 
Johannes 15,1-8:
1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner.
2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und eine jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, dass sie mehr Frucht bringe.
3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe.
4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibt.
5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun.
6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt sie und wirft sie ins Feuer und sie müssen brennen.
7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.
8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.
 
Durch diese „spiralförmige“ Ummantelung Christi sind wir befähigt nicht mehr uns zu leben, sondern Christus, so wie es der Apostel Paulus sagte (vgl. Galater 2,20).
 
Galater 2,20:
20 Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe im Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dahingegeben.
 
Wenn wir mit unserer biblischen bzw. hebräischen Denkweise nicht in Korrelation mit dem Weinstock (Anm.: Jesus Christus) sind, hat das zur Folge, dass wir aufgeblasen und ohne Frucht sind (Anm.: religiöse Gesetzlichkeit), denn alles, was ohne die Liebe Gottes (Anm.: griech. agąpē) geschieht, hat vor ihm kein Bestand.
 
1.Korinther 13,1-3:
1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir es nichts nütze.
 
Es reicht nicht aus, lediglich im Zentrum der Liebe Gottes positioniert zu sein (Anm.: sich der Wahrheit der Liebe Gottes bewusst zu sein), wenn man nicht bereit ist, sich von der Liebe Gottes kontinuierlich umarmen zu lassen, um auf diese Weise von Zyklus zu Zyklus in seiner umgebenden Liebe von Herrlichkeit zu Herrlichkeit zu wandeln (vgl. 2.Korinther 3,18).
 
2.Korinther 3,18:
18 Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.
 
Ohne seine umgebende liebende Präsenz schauen wir nur auf unsere eigenen Fähigkeiten (Anm.: nur danach aus wie ein Baum nach oben zu wachsen => stolze Herzenshaltung) und sind somit nicht in der Lage zur rechten Zeit, nämlich bei einer Heimsuchung Gottes Frucht aufzuweisen. Doch es gibt Hoffnung für die, die sich in Stolz verfangen haben, nämlich dem Sohn Gottes in Form des Weingärtners zu erlauben, tief zur Wurzel zu gehen, um dort die frische Bewegung des Heiligen Geistes und die Substanz (Anm.: Dünger in Form von gemachten herausfordernden Erfahrungen in Christus) zur gesunden und beschleunigten Fruchtentwicklung freizusetzen.
 
Das vierte Jahr und die spiralförmige Ummantelung
 
Es ist kein Zufall, dass es im Gleichnis mit dem gepflanzten Feigenbaum im Weinberg um das vierte Jahr geht. Gemäß der Thora handelt es sich bei dem vierten Jahr in Bezug auf die gepflanzten Fruchtbäume, um die Zeit der Frucht für den HERRN, also des Lobopfers, wobei das darauffolgende fünfte Jahr, eine Zeit der persönlichen Ernte ist (vgl. 3.Mose 19,23-25).
 
3.Mose 19,23-25:
23 Wenn ihr in das Land kommt und allerlei Bäume pflanzt, von denen man isst, so lasst ihre ersten Früchte stehen, als wären sie unrein wie Unbeschnittene. Drei Jahre lang sollt ihr die Früchte als unrein ansehen, dass ihr sie nicht esst; 24 im vierten Jahr sollen alle ihre Früchte unter Jubel dem HERRN geweiht werden; 25 erst im fünften Jahr sollt ihr die Früchte essen, damit ihr künftig umso reicheren Ertrag einsammelt; ich bin der HERR, euer Gott.
 
Bei der spiralförmigen Ummantelung des Feigenbaums im Weinberg handelt es sich, wie bereits erwähnt, um Jesus Christus, der der aktivierte „Strang“ in unserem Leben ist, da wir wiedergeboren wurden und er uns befähigt hat, ständig von der Gegenwart des ewigen Gottes zu trinken, um ewige Frucht hervorzubringen und zu tragen.
 
Die aktivierte DNA des Lebens durch Jesus Christus in unserem Herzen ist die ewige Aufzeichnung Gottes in unserem Leben, die wir manifestieren, während wir in unserer Berufung als seine Söhne wandeln (vgl. Psalm 139,15-16 i.V.m. Jeremia 1,5; Epheser 2,10).
 
Psalm 139,15-16:
15 Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde.
16 Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denen keiner da war.
 
Jeremia 1,4-5:
4 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 5 Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker.
 
Epheser 2,10:
10 Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
 
Amen und Amen.
 
In Seiner Weisheit,
 
Daniel Glimm